Wer berühmte Aussprüche verwendet, sollte wissen, von wem sie stammen – und von wem nicht.
Ein kluger Mann hat einmal gesagt: „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.“ Von wem stammt der Satz? Na klar, von Gorbatschow.
Wer kennt nicht dieses schöne Zitat, das immer wieder in Reden oder Social-Media-Posts auftaucht?
Ebenso wie dieser bekannte Ausspruch: „Sei selbst die Veränderung, die du dir wünschst.“ Wer hat das gesagt? Auch hier muss man nicht lange überlegen: Gandhi war’s.
Vermutlich haben sich diese Sätze so tief ins kollektive Gedächtnis eingebrannt, weil sie universelle Wahrheiten kurz und knapp auf den Punkt bringen. Trotzdem würde ich keines dieser „Zitate“ jemals verwenden.
Warum? Weil weder Gandhi noch Gorbatschow diese Sätze von sich gegeben haben. Was Gandhi tatsächlich gesagt hat, ist dies: „Alle Strömungen, die es in der Welt gibt, existieren auch in unserem Inneren. Wenn es uns gelingen würde, uns selbst zu verändern, würden diese Strömungen in der Welt sich auch verändern.“
Zugegeben: Das ist zu lang für einen Autoaufkleber oder ein Steißtattoo. Aber das Original ist tiefgründiger. Und es hat einen weiteren Vorteil: Gandhi hat es wirklich gesagt.
Das Gleiche gilt für das angebliche Zitat von Gorbatschow. Die bekannte Version beruht auf einem Übersetzungsfehler seines Sprechers. Tatsächlich hat der ehemalige sowjetische Staatspräsident gesagt: „Ich glaube, Gefahren warten auf jene, die nicht auf das Leben reagieren.“
Jedes Zitat aus dem Internet sollten Sie gründlich gegenrecherchieren
Jetzt werden Sie sich vielleicht fragen, warum ich so darauf herumreite? Das will ich Ihnen verraten: Ich glaube, Gefahren warten auch auf jene, die Zitate falsch verwenden.
Facebook, Twitter und andere Websites sind voll von berühmten Aussprüchen, die niemals von den Leuten gesagt wurden, denen sie zugeschrieben werden. Wenn Sie vermeiden wollen, falsche Zitate in Reden oder auf Ihren Social-Media-Konten zu verwenden, sollten Sie sich die Zeit nehmen und sichergehen.
Streng nach dem Motto „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ sollten Sie jedes Zitat zur Sicherheit noch einmal gegenchecken. Finden Sie heraus, bei welcher Gelegenheit der Satz tatsächlich gefallen ist. Versuchen Sie, mindestens zwei vertrauenswürdige Quellen zu finden, die das Zitat bestätigen.
Dabei können Sie einige Überraschungen erleben. Zum Beispiel, dass Lenin niemals gesagt hat: „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“, auch wenn Tausende Webseiten das behaupten.
Der eine oder die andere von Ihnen wird jetzt vielleicht denken: Wozu die ganze Arbeit? Ist es nicht egal, ob die Zitate wirklich von den angegebenen Urhebern stammen?
Sie könnten folgendermaßen argumentieren: Wenn ein bestimmtes Zitat bei meinem Publikum die gewünschte Reaktion hervorruft, macht es doch keinen Unterschied, ob Mutter Theresa es gesagt hat, der Dalai Lama oder Yoda.
Sie könnten ein berühmtes Zitat von Niccolò Machiavelli bemühen und mich fragen: Heiligt nicht der Zweck die Mittel?
Ich würde Ihnen darauf antworten, dass Machiavelli das niemals gesagt hat. Der Satz aus seinem Buch „Der Fürst“, auf den das Zitat zurückgeht, lautet: „Du sollst immer das Endergebnis im Blick behalten.“
Und genau das möchte ich Ihnen empfehlen: Bedenken Sie, wohin das Verwenden falscher Zitate führen kann.
Klar, vielen Zuhörern wird es kaum auffallen, wenn Sie einer Person falsche Worte in den Mund legen. Aber in Ihrem Publikum wird es immer mindestens einen Klugscheißer wie mich geben. Und der wird denken: Wenn schon die Zitate ohne Sorgfalt ausgesucht wurden, haben Sie den Rest wahrscheinlich auch nicht gründlich recherchiert.
Ich kann verstehen, wenn Sie sich jetzt fragen: Warum habe ich bloß diesen Blog-Artikel gelesen? All die tollen Zitate, mit denen ich früher Applaus und Likes auf Facebook ernten konnte, kann ich jetzt nicht mehr benutzen.
Warum mussten Sie mir bloß den Spaß verderben, Herr Müller-Krey?
Auf diese Frage möchte ich mit einem letzten Satz eines klugen Menschen antworten, der gesagt hat: „Hier stehe ich. Ich kann nicht anders.“
Wer dieser Mensch war? Weiß ich ehrlich gesagt auch nicht. Nur so viel kann ich Ihnen versprechen: Martin Luther war es nicht.
Möchten Sie lernen, wie man Zitate für Rede richtig auswählt und verwendet? Dann empfehle ich Ihnen meinen Onlinekurs Professionell Reden schreiben in sieben einfachen Schritten.
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