Beerdigungen sind traurige Anlässe. Trotzdem darf man in einer Trauerrede auch mal einen Witz machen. Denn humorvolle Erinnerungen an verstorbene Menschen können den Abschiedsschmerz für Angehörige und Freunde spürbar lindern – vorausgesetzt, man geht mit dem nötigen Fingerspitzengefühl an die Aufgabe heran.
Ich war einmal bei einer Beerdigung in Düsseldorf, wo eine unglaublich bewegende Trauerrede gehalten wurde. Es war, als hätte der Redner den Verstorbenen zum Abschied noch einmal zum Leben erweckt mit all seiner Güte, seiner Lebensfreude und seinen Schwächen. Wir haben uns erinnert, wir haben geweint und wir haben uns vor Lachen auf die Schenkel gehauen.
Beim anschließenden Beerdigungskaffee (es gab Altbier und Mettbrötchen) saß ich neben dem Pfarrer und fragte: „Was halten Sie davon, dass sich Ihre Trauermesse zeitweise angehört hat wie ein Kabarett-Abend?“
Der Priester lächelte, nahm einen Schluck Bier und sagte: „Ich habe während der Rede sehr viel Liebe und Dankbarkeit gespürt. Das hat den Angehörigen bestimmt sehr geholfen.“
Genau darum geht es in einer Abschiedsrede: Der Redner hilft seinen Zuhörern dabei, mit der Trauer ein bisschen besser klarzukommen. Und in ganz vielen Fällen bieten keine Witze und humorvolle Anekdoten aus dem Leben des Verstorbenen das beste Mittel dazu.
Wie man eine Rede schreibt, die die Trauergäste zum Lachen bringt und dem ernsten Anlass trotzdem gerecht wird, erfahren Sie in diesen fünf Tipps.
1. Tipp: Ihre humorvolle Trauerrede braucht eine klare Botschaft
Es ist schön, wenn Sie Ihre Zuhörer zum Lachen bringen und den Kummer damit ein wenig lindern. Doch Humor ist nur ein Mittel, mit dem Sie dieses Ziel erreichen wollen. Humor ist nicht der Zweck. Im Mittelpunkt Ihrer Worte steht die Botschaft. Vor dem Schreiben Ihrer Trauerrede müssen Sie sich also zunächst die Frage stellen: Was soll die Botschaft meiner Rede sein?
Die Botschaft einer Beerdigungsrede kann darin bestehen, dass Sie den Angehörigen mitteilen:
„Sie sind mit ihrer Trauer nicht allein.“
Oder:
„Der Verstorbene war ein großartiger Mensch, dessen Lebenseinstellung wir uns alle zum Beispiel nehmen sollten.“
Oder:
„In unseren Gedanken wird die Verstorbene noch lange weiterleben.“
Oder:
„Der Verstorbene hinterlässt eine Lücke. Diesen Verlust können wir nur gemeinsam überwinden.“
Egal für welche Botschaft Sie sich entscheiden: Wichtig ist, dass Sie zuerst festlegen, was Sie ihrem Publikum mitteilen möchten. Erst dann überlegen Sie, welche humorvollen Gedanken, Zitate oder Anekdoten diese Botschaft tragen können. Witze und Geschichten, die nicht zur Botschaft passen, haben in Ihrer Rede nichts verloren, egal wie amüsant diese auch sein mögen.
2. Tipp: Würdigen Sie in Ihrer Trauerrede nicht nur den Ernst des Lebens, sondern auch die komischen Momente
Im Leben jedes Menschen gibt es Errungenschaften, Verdienste und Leistungen, die in einer Trauerrede unbedingt gewürdigt werden sollten. Es gibt aber auch jede Menge witzige oder gar absurde Augenblicke, die Sie Ihrem Publikum in Ihrer Trauerrede ebenfalls nicht vorenthalten sollten. Formulieren können Sie dies zum Beispiel so:
„Der Abschied von Peter Müller fällt uns allen schwer.
Unvergessen bleiben für immer seine Führungsstärke, seine Hilfsbereitschaft
und sein vergeblicher Versuch, das Opernsingen zu lernen.“
Ein großartiges Beispiel für diesen Spagat zwischen Ernst und Humor, liefert die Rede von George W. Bush zur Beerdigung seines Vaters. Darin finden die Verdienste von Bush Senior als Präsident und als Vater ebenso Erwähnung, wie seine Leidenschaft für Rennboote und sein unbeholfener Tanzstil. Hier finden Sie die Rede von George W. Bush für seinen Vater und weitere lustige Trauerreden aus Sport, Politik und Unterhaltung.
3. Tipp: Nur enge Angehörige dürfen in Trauerreden intime Gags machen
Je persönlicher der Witz, desto näher muss die Person, die ihn vorträgt, dem Verstorbenen gestanden haben. Wenn zum Beispiel die Vorgesetzte oder der Vorsitzende des Sportvereins eine Trauerrede halten, können Witze über persönliche Marotten oder über Charakterschwächen schnell als unpassend empfunden werden.
Wenn aber die Ehefrau des Verstorbenen in ihrer Trauerrede ausdrücken will, wie sehr sie ihren Mann vermisst und dazu auch von seinen schwierigen Eigenheiten berichtet, kann dies beim Publikum eine große Wirkung entfalten. Ein großartiges Beispiel für diesen Mix aus Trauer und Humor bietet eine Rede aus einem Kurzfilm der Regisseurin Yasmin Ahmad aus Singapur.
In dieser fiktionalen Ansprache geht die Rednerin sogar soweit, vom nächtlichen Schnarchen und Pupsen ihres verstorbenen Mannes zu berichten und ihre Zuhörer damit gleichermaßen zu amüsieren und tief zu bewegen.
4. Tipp: Verwenden Sie humorvolle Zitate
Es gibt kaum einen Text, der schwieriger zu formulieren ist, als eine Trauerrede. Die Gedanken und Gefühle, die den Trauernden durch den Kopf gehen, sind so vielfältig und schmerzhaft, dass es selbst für erfahrene Redner eine große Herausforderung darstellt, die passenden Worte zu finden. Das gilt umso mehr, wenn die Trauerrede komisch sein soll.
Darum kann es beim Schreiben ungemein helfen, sich von großen Autoren und Denkern helfen zu lassen. Zitate können Sie entweder direkt in Ihre Rede einbauen oder sich von den zugrundeliegenden Gedanken inspirieren lassen.
Hier finden Sie geistreiche und humorvolle Zitate für Trauerreden.
Genau dies hat George W. Bush, beziehungsweise seine Redenschreiber, bei der Rede zum Abschied von seinem Vater getan. Sie haben der Rede ein Zitat vorangestellt und anschießend nahezu den gesamten Text auf der darin enthaltenen Idee aufgebaut.
„Ich will jung sterben – und zwar so alt wie möglich.“
— Ashley Montagu
Die Rede von George W. Bush und weitere humorvolle Trauerreden von berühmten Leuten finden Sie hier.
5. Tipp: Testen Sie Ihre humorvolle Trauerrede vor einem Probepublikum
Niemand kann Ihnen mit absoluter Sicherheit vorhersagen, ob ob ihre humorvollen Bemerkungen vom Publikum positiv aufgenommen werden oder ob an Ihren Gags jemand Anstoß nehmen wird. Es gibt nur eine Möglichkeit, dies herauszufinden: Sie müssen es ausprobieren – und zwar am besten nicht erst bei der Beerdigung, sondern schon vorher. Darum sollten sie Ihre Rede vorab mindestens zwei Probezuhörern vortragen.
Vergessen Sie nicht: Sie wollen den Trauernden helfen. Das erreichen Sie nicht, indem Sie einen Witz machen, der ihre Zuhörer vor den Kopf stößt. Ganz zu schweigen davon, dass ein unpassender Gag auch für Sie persönlich extrem peinlich werden kann.
Tun Sie sich darum einen großen Gefallen und holen Sie sich vor Ihrer Rede ein Feedback. Schnappen Sie sich einen engen Angehörigen oder eine enge Freundin des Verstorbenen und lesen Sie denen ihre Rede vor. Nehmen Sie Ihre Rede mit dem Handy auf und senden Sie das Video an jemanden, der die Verstorbene gut kannte.
Fazit: Wählen Sie zunächst eine klare Botschaft, würdigen Sie auch die komischen Momente, seien Sie vorsichtig mit intimen Gags, verwenden Sie humorvolle Zitate und testen Sie Ihre Rede vor einem Probepublikum. Wenn Sie diese fünf Tipps beachten, wird es Ihnen gelingen, passende Worte zu finden und mit einem lachenden Auge an die Verstorbene oder den Verstorbenen zu erinnern.
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